Gott braucht keinen Namen, aber die Menschen brauchen anscheinend dann und wann einen Gottesnamen. Gott ist diesem Bedürfnis immer wieder entgegengekommen, deshalb finden wir in der Bibel verschiedene Gottesnamen, die Er den jeweiligen Bedürfnissen entsprechend mitteilte. Der Name "Jahwe" (dessen Vokale möglicherweise auch anders zu setzen sein könnten) hebt sich von all den anderen Namen durch seine überzeitliche Bedeutung stark ab:
Christen brauchen in ihrem Umgang mit Gott keinen Namen mehr. Er ist ihnen ja zum Vater geworden und Christus lehrt seine Brüder, Gott so zu nennen, wie man eben allgemein einen Vater nicht beim Namen nennt. Wenn sie in anderen Zusammenhängen als im Gebet und, wenn sie untereinander über ihren Vater reden, einen Gottesnamen brauchen, dann empfiehlt sich die Verwendung Seines Namens Jahwe.Ex 3,15 (Herder)
Und weiter sagte Gott zu Mose: So sollst du zu den Israeliten sprechen: Jahwe, der Gott euerer Väter, der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs, hat mich zu euch gesandt. Dies ist mein Name für alle künftige Zeit und dies meine Benennung von Geschlecht zui Geschlecht.
Die Juden, heißt es, wag(t)en diesen heiligen Namen aus Ehrfurcht nicht auszusprechen und änderten deshalb gar beim Vorlesen die entsprechenden Bibelstellen.
Dies erscheint einerseits als gänzlich falscher Weg, zum einen, weil selbstverständlich am vollständigen Wortlaut der Bibel genau festzuhalten ist (Deut 13,1), zum anderen, weil es nie und nimmer angemessen ist, von Gott anvertraute Geschenke aus Angst, etwas falsch zu machen, unangetastet zu lassen und zu vergraben, sondern uns ein würdiger Gebrauch und Umgang aufgetragen ist. Das Gleichnis von den Talenten ist hier immer der Maßstab.
Andererseits bereitete der Alte Bund mit den Juden den neuen in Christus vor und das Leben in ihm war voller Vorahnung - vielleicht war auch das Gefühl der Juden, daß es nicht richtig sein kann, Gott ständig beim Namen zu nennen, eine löbliche Vorahnung der diesbezüglichen Botschaft Christi. Dazu würde auch passen, daß sie ihn nur nicht vorgelesen oder genutzt, sehr wohl aber (insofern Deut 13,1 beachtend) in der Heiligen Schrift stehengelassen haben sollen.
Da sieht es in manchen Bibelübersetzungen (leider auch in der unlöblicherweise revidierten Einheitsübersetzung) anders aus: Aus Rücksichtnahme auf die Juden wird der Name nicht nur in Gebeten, Gottesdiensten usw., sondern auch in der Heiligen Schrift gänzlich weggelassen. Da auch die Juden selbst dies nicht taten und wir wie sie aufgefordert sind, am Wortlaut der Schrift allezeit festzuhalten, erscheint mir dieses Vorgehen als eine durch nichts gerechtfertigte falsche Rücksichtnahme. Auch der "HErr" oder "HERR" in Kapitälchen ist im Grunde ein fauler Kompromiß.
Wandeln auch Sie vor Ihm!Gen 17,1 (Herder)
Als Abram neunundneunzig Jahre alt war, erschien Jahwe dem Abram und sagte zu ihm: "Ich bin El Schaddai. Wandle vor mir und sei vollkommen."
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