mit großem Schrecken und der moralisch notwendigen Warnung, muss Ich Ihnen mitteilen, daß mich die Strafe des HERRn, die man da Corona-Virus nennt, sich ja schon in letzter Zeit auch in mitteleuropäischen Breiten breitgemacht hat, zum vergangenen Wochenende erwischt hat.
Mit zitternden Knien und triefender Nase stelle Ich mir da die Frage, welch Sünden Kind Ich bin, auf daß unser allwissender Gott im Himmel den Entschluss fasste, mich Lauser mit jener Seuche aus dem fernen Kinesenlande zu strafen, die da tobt und wütet, wie ein Wüterich nein, nein, nein.
Sapperlot, da marschierte Ich am Samstag frohen Mutes zum örtlichen Metzger, um der Knabenschaft im Internat eine große, dicke Wurst zu besorgen, als mir der werte Herr Katzkowski über den Weg lief. Ein werter Herr Geschäftsmann, der in Südostasien redliche Düngemittel an die Südostasiaten verkauft, um gute Landwirtschaft möglich zu machen, ja, ja, ja, der schüttelte mir da freundlich die Hand, und rief da: "Guten Morgen, Rüdiger, ein schöner Tag für eine schnafte Wurst, nicht?". Wie froh war Ich da, den werten Herrn Katzkowski zu treffen, bringt er mir doch immer die neusten Geschichten von netten Christenkindern aus dem fernen Osten mit, wie schön. Doch sollte jenes Treffen in keinsten Weisen den positiven Effekt unserer bisherigen Unterhaltungen nach sich ziehen.
Seit dem Abende am Sonntag hüte Ich das Bett. Mein Fieber, mein Husten, meine Atemprobleme, meine Schmerzen in Kopf, Knien und Hals, sowie mein Schnupfen, meine triefende Nase und meine akute Übelkeit, ließen Herrn Direktor Straffler einen Exorzisten rufen. Nun steht die Diagnose fest: Der unsägliche Corona-Virus hat sich meiner bemächtigt, übertragen wohl vom Herrn Katzkowski, der mittlerweile ebenfalls mit Symptomen zu kämpfen hat, und sich in einem Quarantäne-Hospiz befindet, sapperlot. Doch haben mein Herr Vater und Herr Direktor Straffler entschieden, dass meine Wenigkeit die besten Aussichten auf Heilung in einem Hause Gottes zu finden hat. So bin Ich im obersten Stockwerk im Internat auf einem abgelegenen Zimmer eingepfercht, werde da fünfmal am Tage vom Herrn Exorzisten, Dr. Egon Spengler, sowie dem Herrn Pfarrer Wankmann besucht, die sich meiner armen Seele mit Kruzifix und Weihwasser annehmen, sapperlot.
Schwer fällt es mir, meine Zeit im Bette mit sinnvollen Aktivitäten zu füllen, nein, nein, nein. Kann kaum noch in der Bibel lesen, da mein Kopf beim Lesen pocht, ja meine Nase gar Widerwärtigkeiten auf das Buche Gottes laufen lässt. Gepeinigt und gezeichnet bin Ich. Ein Wrack von einem Knaben, der sich, seinem Schicksal ergeben, auf die Gerechtigkeit des HERRn vertrauend, in seinem Elend windet. Kann nur warten, bis mich meine zwei Besucher wieder besuchen kommen, auf daß Ich so bald, wie es dem HERRn beliebt, wieder am Schulunterricht teilnehmen, und meinen vielleicht geringen, aber ambitionierten Beitrag am Gemeindeleben leisten kann.
Meine Warnung sei obligatorisch: Vertrauen Sie in diesen schweren Zeiten auf die Gnade und die Führung des HERRn. Wenn Sie wahren Geistes sind, und guter Seele selbst, so werden Sie die Corona-Seuche überstehen, und frohlocken, weil der HERR die Sündigen und die Blasphemischen mit der gerechten Strafe belegen ließ, Hurra, wie schön.

Es grüßt aus dem Quarantänezimmer im Internat,
Rotzbengel Rüdiger