Tagebuch: Meine Reise nach Australien

Diskutieren Sie hier über Gott und die Welt.
Antworten
Benutzeravatar
Rotzbengel Rüdiger
Student der Theologie
Beiträge: 1904
Registriert: Sa 15. Jun 2013, 18:10

Tagebuch: Meine Reise nach Australien

Beitrag von Rotzbengel Rüdiger »

Geehrte Gemeinde,

Ich stehe vor einer großen Wandlug meines noch so jungem, keuschen Lebens, und glauben Sie mir, ei, sie scheint mir ebenso freudig wie fraglich entgegenzutreten, diese Wandlung.
Nun, folgendes, folgendes, ja, ja, ja, man hört immer öfter und vor allem hört man mehr davon, ja, wovon rede Ich so geschwind daher, ei? Ja, Ich rede von dem sagenumwobenen Lande „Australien“.

Schalten Sie den nachfolgenden Verweis, wenn Sie noch nie etwas von jenem Land vernommen haben sollten, und sich redlichst dafür interessieren, ei:
http://www.arche-internetz.net/viewtopi ... 4904&hilit

Wenn Sie nun kein dummer Idiot sind, oder sich den verschalteten Beitrag sorgsam genausten durchgelesen haben, dann sollte Ihnen nun ein mäßiger Überblick über die Lagen in jenem Lande vorliegen.

AUSTRALIEN IST IN GEFAHR

Mir diesem reißerischen und doch so viel Wahrheit enthaltendem Spruch stolperte der Pfarrer Backer durch's Internat, rempelte den scheinbar schokierten Herrn Dr. Drechsler um, welcher sich zur Zeit Gast im keuschen Internat nennen darf, und Ich konnte nicht anders, als aufzuhören.
Denn Australien, meine Herren, ist in Gefahr.
Nicht etwa eine feine, subtile Gefahr, nein, Australien entwickelt sich zu einer Verkörperung allen Übels, welches auf dieser Welt wandelt, wandelte, und jemals wandeln wird.
So denn sehe Ich mich genötigt, meine Hand zu erheben, und die Welt ein kleines, vielleicht großes Stückchen besser zu machen, ja, ja, ja.

Die Neuigkeiten des Pfarrers Backer blieben nicht einzig von mir erhört, nein.
Eine löbliche Gruppe der erfahrensten, redlichsten und nettesten Menschen wurde zusammengestellt, um den weiten Weg ins fremde Lande zu beschreiten, und Australien ein für alle mal vor dem Satan zu retten.
Jene Menschen seinen hier verzeichnet:
- Rüdiger Hermann (Internatsbube, ja, ja, ja)
- Gerhard von Glöckner (Missionar im Ruhestand)
- Theobald von Glöckner (Missionar; Sohn des oben genannten)
- Pfarrer Lutz Backer
- Pfarrer Arthur Wladivaniac
- Kleriker Kurt Meierstein
- Gerd Freier (erfahrener Seemann)
- Thomas Friedl II (Ballistiker)
- Georg von Griedensbach III (Inquisitor, der über 200 tote Hexen verschreiben kann)
- Gerhard Rosenstrauch (Weltenbummler und -kenner)
- Sven van Innersonn (Koch; kochte einst für Papst Paul VI.)
- Horst Hartmann (Bauer aus der Gegend)
- Martin Bernd (redlicher Herr)
- Markus Bernd (redlicher Herr)

Nun denke Ich mir, daß es sicherlich interessant wäre, würde Ich meine Erfahrungen auf meiner kommenden Reise schriftlich festhalten, und hier auf der Arche Internetz veröffentlichen, ja, ja, ja.
Nicht täglich, nein, nicht regelmäßig, hüddeldüh, doch dann und wann, wenn Ich es für nötig erachten, ei, sei es nach fünf, nach sieben, oder gar nach zehn Tagen, der Himmel steh mir bei, kann lange, lange währen, hui, und witzig wird es sein, ja, ja, ja, witzig und redlich, Hurra.

Vorerst müsste Ich mich doch noch einmal dazu drängen lassen, Sie zu fragen, wo denn dieses Australien überhaupt liegt, ei.
Auf meiner Karte, welche Ich gestern im Laden kaufte, die, wie der Verkäufer mir versicherte, nach neusten Maßen und modernstem Wissen um Erdkunde und Kartografie angefertigt wurde, nun, Australien ist nicht auf jenem Fetzen Leder zu finden, nein. Gibt es hier vielleicht jemand netten, der in dieser Sache mit einer Reihe mehr Ahnung auftreten kann, als Ich es tue?

Bild

Die Koffer packend,
Rotzbengel Rüdiger



Tag 1; Meine Australienreise; DER AUFBRUCH:

wir kehrten in irgendeiner heruntergekommenen Dorfschenke ein; die Wände untapeziert; Holz, sprödes, trockenes Holz;
ich frage mich, wann hier zuletzt ein Heimwerker einkehrte; vermutlich nicht, sein Tagewerk zu vollbringen, ein Säufer, scheint mir wahrscheinlicher;
ich schüttelte kopfschüttelnd den Kopf, verachte diese Taugenichtse, die ihren nicht vorhandenen Lohn in Wodka ertränken müssen;
ich nippe zögerlich an meinem Wasser; trüb, wie die Stimmung um mich herum; meine dreizehn Gefährten sitzen still vor ihren Gläsern,
fragen sich vermutlich die selben Fragen wie Ich; verdammte Taugenichtse; die kargen Wände lassen mich an mein Internat denken;
Stein, kein Holz, lange Korridore, umhüllt von Backstein; Holz?, auch, doch ansehnlicher als in dieser Spelunke; heute morgen brachen wir auf;
ich richtete noch einen letzten Blick auf die Anlagen, die Ich über ein Jahr lang meine Heimat nannte; die Wiesen, die Wälder, das Internatsgebäude,
Bäche, Felder, all die knorken Knaben, mit denen Ich die Schulbank teilte, mein Essen, meine Gebete;
Ich frage mich flüchtig, ob Ich sie jemals wiedersehe; denke an meine Eltern; mein Vater wäre stolz; mir fällt ein, daß Ich ihm noch schreiben muss;
er wird sich freuen; bald ist Schlafenszeit; Missionar von Glöckner hat sich als inoffizieller Anführer unserer Gemeinschaft herausgestellt; nicht der junge, sein Vater; Ich traue ihm das durchaus zu,
er ist bei weitem der erfahrenste; eine kleine Kuckucksuhr stört die Stille; der Vogel singt, Ich schließe ab, es ist Zeit für's Bett; morgen ziehen wir weiter;
ich hoffe das Beste; Rüdiger verabschiedet sich; es ist Zeit;
Gegrüßt seien all jene, die Brot und Wasser mit mir teilen.
Benutzeravatar
Dr. Waldemar Drechsler
Aufseher
Beiträge: 1246
Registriert: Sa 15. Feb 2014, 18:18

Re: Tagebuch: Meine Reise nach Australien

Beitrag von Dr. Waldemar Drechsler »

Rotzbengel Rüdiger hat geschrieben:Mir diesem reißerischen und doch so viel Wahrheit enthaltendem Spruch stolperte der Pfarrer Backer durch's Internat, rempelte den scheinbar schokierten Herrn Dr. Drechsler um, welcher sich zur Zeit Gast im keuschen Internat nennen darf, und Ich konnte nicht anders, als aufzuhören.
Hochgeehrter Bursche Rüdiger!

Wie mich des Pfarrer Backers Besuch doch zu jenem Zeitpunkt überraschte, Sackerlot! Schockiert ist wohl die falsche Bezeichnung des meinen damaligen Zustandes. Soeben wurde noch der Sieg des Internats zu Pirschsmitte in dem montäglichen Flusstanzwettbewerb gebührend mit Milch sowie Keksen gefeiert und im nächsten Moment änderte sich die Stimmung schlagartig, Potzfeurio. Pfarrer Backer stürmte durch das Internatstor, rempelte mich wohl versehentlich um, sodass meine Person in eine Schar von jungen Knaben stürzte, und begann von der drohenden Gefahr für das australische Land zu berichten. Schwer getroffen von den schrecklichen Nachrichten begannen einige Knaben zu weinen, der hochgeehrte Bursche Rüdiger hingegen blieb stark und hörte weiters konzentriert Pfarrer Backer zu. Des Knaben Rüdigers Mut ist wahrlich bemerkenswert und sollte indes Vorbild für Menschen jeden Alter sein, Sapperlot. Auch meine Wenigkeit meldete sich zunächst freiwillig für die gefährliche Reise, allerdings wurde mir schlussendlich bewusst, dass mein fortgeschrittenes Alter den anderen Reisenden erhebliche Komplikationen bereiten könnte. Wo sollte man Tabletten gegen Harninkontinenz in der australischen Wüste herbekommen? Wer sollte das Schiffsdeck schrubben, falls man doch einmal vergisst, mir meine Medikamente zu applizieren? Nun, somit war es wohl die beste Entscheidung für alle Beteiligten, sich nicht mit auf die Reise zu begeben. Dennoch werde ich selbstverständlich nicht tatenlos rumsitzen, sondern die Reisenden mit Gebeten auf ihrer riskanten Odyssee in jeder freien Minute unterstützen. :kreuz3:

Sich dem Abendgebet zuwendend,
Dr. Waldemar Drechsler
Der Kluge tut alles mit Überlegung, der Tor verbreitet nur Dummheit. (Sprüche 13,16)
Benutzeravatar
Rotzbengel Rüdiger
Student der Theologie
Beiträge: 1904
Registriert: Sa 15. Jun 2013, 18:10

Re: Tagebuch: Meine Reise nach Australien

Beitrag von Rotzbengel Rüdiger »

Tag 4; Meine Australienreise; LODERNDE GIPFEL:

Wipfel dutzender Tannen, welche in den Wolken zu verschwinden scheinen, erwecken den Anschein im Rot des Feuers zu glühen; ein Schein, ein Schein, der Berge und Wälder mit seinem Glanz verzückt; Ich höre ihre Schreie über die Gipfel springen; wollige Wärme umhüllt mich; Fleischgeruch liegt in der Luft; in wende mich von der Hexen ab; ihre Schreie vergehen im Feuer; bald wird es ruhig sein; nur die Vögel werden noch singen; wir erreichten heute morgen die Ausläufer der Alpen; Ich habe mir die Berge anders vorgestellt; und doch vermag Ich nicht zu beschreiben, wie jene kindliche Vorstellung ausgesehen hatte; Trauer?; der Bauer versucht sie zu verbergen; er sollte glücklich sein; es war Pfarrer Backer, der das Mädchen im Hinterzimmer entdeckte; Ich hielt den Bauern für einen guten Mann, einen Mann Gottes; Ich höre die Schreie hinter meinem Rücken, und denken an die Frage, die mir Kleriker Meierstein stellte, nachdem sie das Mädchen auf den Haufen zerrten; Was würde Ich tun, würde mir der Herr eine rothaarige Tochter schenken?; Nein, habe Ich gesagt; es gibt nur eine Antwort; und doch, und doch entschloss sich dieser alte Bergbauer dazu, sie großzuziehen, anstatt sie gleich den Flammen zu übergeben; Kleriker Meierstein scheint zufrieden mit meiner Antwort, er züchtigt mich; Ich frage mich, wie lange der Bauer und sein Weib noch überlebt hätten; ein unglaubliches Glück, daß wir gerade auf diesem Hof einkehrten, Brot und Käse kaufen wollten; was wäre geschehen, hätten wir seine Tochter nicht entdeckt; Ich möchte es mir nicht ausmalen; zu viel Leid erwartet uns am Ende unserer Reise; Ich sollte für's erste positiv gestimmt bleiben; Niemand kann sagen, wie lange der Weg über die Berge andauern wird; wir wollen uns ein Schiff nehmen, irgendwo an der Küste; von dort an beginnt das Ungewisse; ich hoffe das Beste; Rüdiger verabschiedet sich; es ist Zeit;
Gegrüßt seien all jene, die Brot und Wasser mit mir teilen.
Benutzeravatar
Rotzbengel Rüdiger
Student der Theologie
Beiträge: 1904
Registriert: Sa 15. Jun 2013, 18:10

Re: Tagebuch: Meine Reise nach Australien

Beitrag von Rotzbengel Rüdiger »

Tag 9; Meine Australienreise; JENSEITS LUFTIGER HÖHEN:

bewaldete Hügel erstrecken sich wie Insekten bis hin zum Horizont; dahinter: Flachland, durchfurcht von grau asphaltierten Straßen; Ich werfe einen Blick zurück auf die Gipfel; beginne bereits, karge, wilde Feldwege zu vermissen; Ich frage mich flüchtig, ob die Italiener ebenso schmackhafte Wurstbrötchen servieren, wie es die Bergmänner taten; Ich äußerte dem Herrn Rosenstrauch gegenüber meinen Wunsch, einmal den Herrn Berlusconi persönlich zu treffen; dieser hält es eher für unwahrscheinlich; warum, sagte er nicht; vermutlich bin Ich zu klein, um das zu wissen; Ich könnte weinen; Koch van Innersonn und Ich schlagen uns unseren Weg durch das Unterholz; Ich hasse es; warum? Ich weiß es nicht; die anderen wollen Holz sammeln gehen; Morgen wollen wir den Abstieg aus den Bergen in Angriff nehmen; Ich kann nicht klagen, und doch frohjauchze Ich nicht; was ist da los; betrübt halte Ich Gestrübb auf Abstand; Pilze sollen hier wachsen; Ich beginne die Wurstbrötchen aus den Alpen zu vermissen; es ist betrübend; Warum, warum stört es mich so, meine Gefährten mit Essen zu versorgen?; Kleriker Meierstein brach sich vor zwei Tagen das Bein; das Rechte; man hörte die Knochen noch auf der Alm brechen, die wir Tags zuvor passierten; jedenfalls vermute Ich das; er kann nicht laufen; die Männer bauten eine provisorische Trage; morgen bin Ich an der Reihe; Kleriker Meierstein mag schmächtiger sein, als man auf dem ersten Blick vermuten möchte; Ich werde mein besten tun; HERR, du hast deine Gründe, dem Kleriker eine tote Ziege aus unermesslichen Höhen auf die Beine hinabzuschleudern, doch steh uns bei; bald stechen wir in See; wir werden jene Seele brauchen, um diesem Sturm zu trotzen, der vor uns liebt; ich hoffe das Beste; Rüdiger verabschiedet sich; es ist Zeit;
Gegrüßt seien all jene, die Brot und Wasser mit mir teilen.
Antworten