Löbliche Musik

[Pater Aloisius]

Werter Herr Savitius,

Sie haben im Bezug auf Herrn Wagner natürlich recht. Für einen politisch gebildeten Menschen und gefestigten Christen ist die Musik Wagners natürlich unbedenklich. Jedoch haben viele Werke Wagners klar völkische Motive, was bei einem Menschen ohne politische Bildung und ohne den Glauben als Anker als Närboden für nationalkonservativen Fanatismus dienen könnte. Ich will die Werke von Richard Wagner jetzt nicht schlecht machen oder an den Pranger stellen, aber wenn ein Morten Messerschmidt öffentlich eingesteht, dass die Werke Wagners seine politische Gesinnung prägten, muss man doch annehmen dass einige Menschen tatsächlich nicht in der Lage sind zu differenzieren.

Natürlich könnte es sein, dass ich der Kunst etwas zu viel Einfluss einräume, was die Prägung eines Menschen betrifft. Und wenn ich konsequent wäre müsste ich wohl auch Georg Büchners „Woyzeck“ aufgrund klar antisemitischer Tendenzen erwähnen. Vermutlich haben Sie jedoch recht und ich mache mir diesbezüglich zu viele Gedanken. Ferner wäre eine weitere Diskussion ohnehin obsolet, da ich mich nicht erinnern kann jemals einen typischen Rechtsextremisten in der Oper gesehen zu haben...

Ihrem Beitrag gewisse Wahrheiten nicht absprechen könnend,
Pater Aloisius

[Rotzbengel Rüdiger]

Werte Gemeinde,

gar prächtige Nachrichten kann Ich Ihnen bringen.
Zum vergangenen Sonntag nahm Ich eine Einladung wahr, als Sopran im Gemeindechor der Gemeinde Asternbrunn zu singen. Man wusste von meinem Arrangement im Internatschor, so offerierte man mir die Ehre, auch einmal fremde Choresluft zu schnuppern. Im Rahmen der löblichen Sonntagsmesse wurde die zusammengefundene Gemeinde mit dem Lied "Nun freuet Euch, Ihr Christen", unterhalten, sapperlot, wie schön. Der Gemeindechor Asternbrunns "Ehre in Höhen", welcher von Chorleiter Herbert Hammerling nun bereits seit 1972 mit schwunghaftem Dirigentenstab und edlem Nadelstreifenanzug geleitet wird, ist überall im Land bekannt.

Sehen Sie, wie Ich (unten rechts) meine Tausendsasserei zur Schau stelle, da Ich da zur gleichen Zeit singe und auch in die Kamera lächele, Hurra, bin ein wahres Mehrfachtalent, ja, ja, ja.



Auf daß kein guter Christ die löblichen Klänge des Chores missen muss, wurden weder Kosten noch Mühen gescheut, das Konzert in ganzer Länge aufzunehmen. Jedoch, so stehe der HERR uns bei, ging von den 2 Stunden und 34 Minuten himmlicher Klangerzeugnisse ein Großteil verloren, da der Rentner Reinhard Zippenstrang, welcher sich frohlockend bereiterklärte, die Kamera stringend auf uns Sängermenschen zu halten, erst zum Ende der Veranstaltung auf den Knopf drückte, welcher die Aufnahme in Gange setzt, sapperlot.
Nun soll man aber ob solch Kinkerlitzchen nicht klagen, nein, man soll aus ihnen lernen. Zum nächsten großen Gemeindechorkonzert wird die Aufsicht über die Aufnahme einem Herrn übergeben, der da nicht zum ersten Mal in seinen 91 Jahren eine schnafte Filmchenkamera in den Händen hält.
Nun denn, die Gemeinde Asternbrunn bat mich, das tatsächlich aufgenommene Audiomaterial von einer Minute und 35 Sekunden auf diesem Plauderbrett zu bewerben. Hurra, erfreuen Sie sich am schnaften Gemeindechor:

Aufnahme "Nun freuet Euch, Ihr Christen

Bei Minute 0:57 hört man ja sogar meine zierliche Sängerstimme gar dominant erschallen. Was war Ich stolz, als Ich da die Aufname zum ersten Mal erhörte, Hurra, bin ein Chorsänger, ja, ja, ja.

Herrisch herumtanzend,
Rotzbengel Rüdiger

[Opa Rauschebart]

Werter Rotzbengel Rüdiger,

welch engelsgleiche Stimme Sie haben, einfach herzerweichend. Man fühlt sich bei dem Lied in anderen Sphären. Es scheint ein Werk des Unsäglichen gewesen zu sein, daß er den Kameramann abhielt, das gesamt Konzert aufzuzeichnen, was ein unwiederbringlicher Verlust ist. Womöglich ist der keusche Greis umsessen. Dies sollte schleunigst überprüft werden.

Eine halbe Flasche Magenbitter in einem Zug leerend

Opa Rauschebart

[Walther Zeng]

Lieber junger Herr Rüdiger,

soeben haben Sie mir eine solch große Freude bereitet, indem Sie mir und vielen anderen
diese wundervollen Klänge anschnur geschenkt haben.
Ich erkenne in Ihnen den wahren Christen, einen Menschen, der anderen Menschen in diesen
schweren Zeiten eine Freude bereitet.

Zu Tränen gerührt
Walther Zeng

[Hinrich Hammerschmidt]

Werter Herr Rotzbengel Rüdiger,

mein Nachbar Walter sowie sein Skatbruder, der dicke Willi und ich selbst, wir haben sofort nach Ihrem Hinweis die Musikbochsen an die offenen Fenster gestellt und unser ganzes Dorf mit dem keuschen Klang des Chors der Gemeinde Asternbrunn beschallt. Heureka, welch eine Freude.
Ihr engelsgleicher Gesang war so laut, nicht ein einziger unredlicher Corona-Klatscher war heute Abend zu hören.

Entrückt,
Hinrich Hammerschmidt