Modische Christen

[Ketzerschreck]

Gepriesene Gemeinde!

Ich konnte nicht umhin zu bemerken, dass die hier umtriebigen Herren, abgesehen von ihrer Attraktivität, alle ausnahmslos geschmackvoll gekleidet, und oftmals mit eleganten Kopfbedeckungen und/oder beeindruckenden Bärten ausgestattet sind.
Daher erlaube ich mir nun zu fragen: Wie haben Sie zu Ihrem persönlichen, christlichen Stil gefunden? Welche Kleidung, oder allgemein: Erscheinungsform, empfinden Sie als keusch- und welche nicht?

Den Bart in die Suppe tauchend,
Ketzerschreck.

[Sören Korschio]

Werter Herr Ketzerschreck!

Ich eifere bei meiner Bartpracht meinem redlichen Herrn Vater (der HERR hab ihn selig) hinterher, der seinerselbst ebenfalls diesen Bartschnitt trug. Sein Rasiermesser vererbte er mir anno 1987 - über die Jahre wurde es zunehmend rostiger, aber von stumpf kann trotzdem keine Rede sein.

Meine Kleidung kauft mein angetrautes Weib Hildegard für mich. Ich persönlich habe keine Zeit, mich mit derlei Mode-Unsinn auseinanderzusetzen.

Hochachtungsvoll,
Ihr Sören Korschio

[Hans Burkhalter]

Werter Herr Ketzerschreck,

Für Anlässe wie Hochzeiten und Taufen empfehle ich einen modernen schwarzen Anzug, in der Freizeit trage ich meist ein kariertes Hemd eine braune oder schwarze Hose und natürlich die Melone die schon mein Vater seinerzeit trug.

[Ketzerschreck]

Werte Herren!

Es ist schön zu hören, wie die christliche Garderobe und damit verwandte Instrumente (Rasiermesser), über die Generationen weiter gereicht wird.
Besonders freute ich mich, über Ihre ausführliche Äußerung zu Ihrer Bartpracht, Herr Korschio. Ich muss gestehen, dass jene die Hauptinspiration für die Erstellung dieses -zugegeben etwas banalen- Fadens war. Eine letzte Frage kann ich allerdings nicht unterdrücken, obwohl sie, wie ich fürchte, an der Grenze der Indiskretion wandelt: Setzen Sie selbst das Rasiermesser an Ihren Bart an, oder überlassen Sie es Ihrem töften Weibe die Wohlgestalt Ihres Gesichtshaares aufrecht zu erhalten?

Die verschiedenen Stränge des eignen Bartes drechselnd,
Ketzerschreck.

[Sören Korschio]

Werter Herr Ketzerschreck!

NA!

Sie glauben doch nicht ernsthaft, dass ich meine Hildegard mit einem Messer an mein engelsgleiches Antlitz lasse? Das einzige Messer, das mein angetrautes Eheweib benutzen darf, ist das Küchenmesser beim Karotten- und Zwiebelschneiden.
Unterstehen Sie sich erneut mit solchen unerhörten Fragen aufzuwarten.

Tadelnd,
Sören Korschio

[Ketzerschreck]

Werter Herr Korschio!

Ich verstehe. Wie gesagt fürchtete ich bereits vorab, mit jener Frage vielleicht zu tief in Ihre Privatssphäre einzudringen. Andererseits wirft Ihre Antwort natürlich die Frage auf, welche Wesenheit Sie sich unter einem Engel vorstellen.

Ich selbst war mir wohl nicht bewusst, wie sensibel das von mir angesprochene Thema ist, da die Wucherungen meines Bartes seit Jahrzehnten nicht mehr von mir, sondern meinen dutzenden Altenpflegerinnen mit der Heckenschere eingedämmt werden müssen. Manchmal ist es sogar erforderlich, gewisse Regionen kontrolliert niederzubrennen.

Entschuldigend,
Ketzerschreck.

[Opa Rauschebart]

Werter Herr Kinderschreck!

Mein Abbild ist ein Original, welches mittlerweile 10 Jahre alt ist.
Es zeigt mich glücklich und liebevoll lächelnd, als mir die hohe Frau Lancelotta die Heilige Handgranate von Antiochia überreichte, als Auszeichnung für meine keusche, gottesfürchtige und demütige Lebensweise, da mir auch und insbesondere die Gnade des Herrn zuteil wurde, bei Geburt praktisch erwachsen gewesen zu sein.

Im Überschwang der Freude ob dieser Auszeichnung habe ich ein kleines Stück der Zündschnur entfacht, um das Licht des HERRn im Raume leuchten zu lassen!

Hosianna in der Höh'

Opa Rauschebart