Der keusche Lichtspiel-Ratgeber

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Dr. Benjamin M. Hübner
Stammgast
Beiträge: 546
Registriert: Mi 29. Jun 2016, 22:58

Der keusche Lichtspiel-Ratgeber

Beitrag von Dr. Benjamin M. Hübner »

Werte Gemeinde,

um bei den kühlen Jugendlichen im Gemeindetreff effektiv missionieren zu können, sieht sich so mancher Christ gezwungen, Lichtspiele zu betrachten, die man auch unter den weitaus unbekannteren Begriff "Kinofilme" fassen könnte. Für die tumben Buben und Gören zählt der schnelle Tritt immer neuer Fantastereien: blaue Riesen stapfen durch den Dschungel des Kongo und versuchen den Bauxit-Abbau zu interminieren, eine Gruppe Kleinwüchsiger schickt sich an, dem Lindwurm Schmauch das Rheingold zu entreissen, glänzende Vampyre suhlen sich in der Unzucht...
Die Liste könnte beliebig fortgeführt werden, denn die Gier der Jugend nach Schockern und Reissern kennt leider keine Grenzen.

Um den Anschluß nicht zu verlieren, habe ich einem dieser zeitgenössischen Lichtspiele beigewohnt und möchte nun der geneigten Christenrunde eine geraffte Zusammenfassung darbieten. Möge sie bei der Missionarstätigkeit von Nutzen sein! :kreuz3:

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Modern kommt der Film "Jäger des verlorenen Schatzes" der Eingeborenen-Jonathan-Filmreihe in einem edlen Videoheimsystem-Schuber daher, sodaß ein ketzerischer Lichtspielhausgang ausbleiben kann!

Inhalt
Der bibelfeste Recke Jonathan arbeitet neben seiner Lehrtätigkeit an der Universität als professioneller Grabräuber, um heidnische Goldgötzen deren GOTTgefälliger Einschmelzung zuzuführen. Daß er sich dabei einem raffgierigen Franzosen gegenübersieht, ist keine Überraschung, obgleich es der Herold mit rollenden Steinen, Fallen oder widerborstigen Weibsbildern schon schwer genug gehabt hätte.
Doch als der Feind aller Christen, Satan, in seiner nationalsozialistischen Manifestation nach der Weltherrschaft strebt, geraten selbst die pazifistischen Techsaner im weissen Haus in die heikle Lage, ihren Pilz (unredl. "Champion") ins Felde zu führen: Herr Eingeborenen-Jonathan soll in Ägypten nach der biblischen Bundeslade graben, bevor die teuflischen Nazis diesen Schatz ebenso wie das Bernsteinzimmer an sich nehmen können. Nun spielen sich einige unbedeutende Aktionsszenen ab, in denen Jonathan stets siegreich bleibt.
Zum Schluß vermögen die Schergen Satans beinahe, das Schlachtenglück zu wenden, doch jeder Christ weiß: jene Ketzer hatten die Allmacht des HERRn nicht bedacht! Ein Feuerschein schnellt aus dem Äther und versengt die satanischen Sünder, die Bundeslade ist sicher.


Die zahlreichen Fortsetzungen der Abenteuer des knorken Jonathan sind eigene Berichte wert, obgleich die späten Werke für den christlichen Zuschauer weniger geeignet sind. In der letzten Folge steht Jonathan, welcher von Haraldssohn Automobil gespielt wird, neben einem haarigen Felligen, während unter dem Donner zahlreicher Düsenjäger eine herannahende Schutzstaffel bekämpft wird. Die Nazis tragen dort weisse Anzüge, was wohl eine Finte darstellen sollte.

Somit beende ich meine Filmrezension und hoffe, daß auch andere Christen an dieser Stelle eine Zusammenfassung aktueller Lichtspiele pfosten, damit ein gemeinsames Erschliessen dieses widersinnigen Zeitvertreibs gelingen möge.

Sich mit einem Jüngling von knapp fünfzig Lenzen über den Eingeborenen-Jonathan unterhaltend,
Dr. Benjamin M. Hübner
"[D]ie volle und freie Vollmacht [...], alle Sarazenen und Heiden und andere Feinde Christi, wo immer sie wohnen mögen, anzugreifen [...]."
Auszug aus "Romanus Pontifex" von Papst Nikolaus V.
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Franz-Joseph von Schnabel
Ochsenbauer
Beiträge: 9414
Registriert: Mi 20. Okt 2010, 16:46

Re: Der keusche Lichtspiel-Ratgeber

Beitrag von Franz-Joseph von Schnabel »

Werter Herr Dr. Hübner,

vielen Dank für dieses umfassende Resümee jenes fremdländischen Leinwandspektakels.

Ich erinnere mich noch lebhaft an meinen letzten Besuch im Lichtspieltheater. Man gab das sozialkritische Meisterwerk: "Die drei von der Tankstelle".
In jenem hochmodernen Stück geht es um finanziellen Niedergang bourgeoiser Taugenichtse, sowie deren Wiederaustieg durch redliche Arbeit.

Im Laufe der kommenden Jahrzehnte einen erneuten Besuch einer Filmbühne planend,
Schnabel
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