Selbstanklage wegen unchristlichen Umgang

[erik66]

Werte Gemeinde,

Ich bin froh, dass mein Weg mich in diese Internetz-Gemeinde geleitet hat, denn ich habe Buße zu tun. Ich musste vor kurzem erfahren, dass ich seit geraumer Zeit mit Menschen in Kontakt stehe, die sich, wie ich erst bemerkte, nicht christlich verhalten.
Da ich es als Selbstverständlichkeit ansehe regelmäßig die Kirche zu besuchen, habe ich dieses Verhalten auch bei meinen direkten Mitmenschen vorausgesetzt. Leider musste ich hier eines besseren belehrt werden. Ebenso glaube ich bemerkt zu haben, dass jene solch abscheuliche Metall- und Felsmusik frönen. In der Hoffnung sie zum Glauben zu führen habe ich unverzüglich Mittel und Wege eingeleitet um diese auf den rechten Weg zu bringen. Beispielsweise habe ich erst gestern einen Kollegen von mir eine Bibel geschenkt und all seine 52 Schwarz-Metall Scheiben in meinem Garten verbrannt, auf das sie keinen weiteren Schaden anrichten. Ich musste sogar soweit gehen persönlich bei seinem Arbeitgeber (eine sehr unkeusche Firma auf die ich nicht weiter eingehen möchte) in seinem Namen zu kündigen und ihn bei unserer örtlichen Gemeinde als freiwilliger Helfer anzumelden. Ebenso habe ich, als er die letzte Woche im Urlaub war, seine gesamten, grade zu unfassbar hasserfüllten T-Hemden mit Botschaften wie ich sie wohl nie wagen würde auszusprechen, in meinem Garten verbrannt.
Ich fühle mich jedoch immer noch zu tiefst schuldig mit so einem Menschen zusammen gelebt zu haben, und hoffe, dass ihr, werte Gemeinde, mir weitere Wege nahelegen könnt wie ich meine Schuld vergeben kann.

Zu tiefst in Reue,

Erik

[Konrad Juckreiz]

Erik Sechsundsechzig,

Ihre Freunde können sich glücklich schätzen, daß Ihnen ihr Seelenheil so am Herzen liegt. Von den Platten geht im verbrannten Zustand keine Gefahr mehr aus, das haben Sie sehr gut gemacht. Leider haben Sie vergessen, den Heimrechner und eventuell vorhandenen Faltrechner des vom Satan verführten unschädlich zu machen, denn auch auf diesen könnten sich noch Überreste im MP3-Format befinden. Ausserdem müssen Sie sicherstellen, daß die zu Rettenden nicht in Verführung geraten, anschnur, beispielsweise auf Duröhre, weitere Satanismen zu konsumieren. Trennen Sie notfalls die Leitung, giessen Sie wenn nicht anders möglich Wasser auf den Rechner. Jetzt wo Sie Ihr Werk schon begonnen haben, müssen Sie es auch vollenden - für jede gerettete Seele wird Jesus Sie hoch belohnen.

vorsorglich, Konrad J.

[Franz-Joseph von Schnabel]

Werter Herr Erik,

wessen klagen Sie sich an? In Ihrer Auflistung befinden sich nur löbliche Taten. Sollten Sie die Wahrheit schreiben, haftet Ihrer Seele kein Makel an.
Oder sollten Sie uns etwa weitere Untaten verschwiegen haben? Sie schreiben es handelt sich um einen Kollegen, und er arbeitete in einer unkeuschen Firma? Darf ich hieraus entnehmen, daß Sie noch in jenem Unternehmen tätig sind? Um welche Art von Betrieb handelt es sich denn?

Wissbegierig,
Schnabel

[erik66]

Werter Konrad, Werter F. J. von Schnabel,

ich möchte mich zunächst bei ihnen bedanken für ihre Anteilnahme. Ich klage mich selber dahingehend an, seit längerer Zeit mit diesen Menschen/diesem Mensch in Verbindung gestanden zu haben, ohne ihre Fehltritte zu bemerken. Es kränkt mich zutiefst erst jetzt Maßnahmen zu ergreifen.
Leider habe ich mich missverständlich ausgedrückt. Mit "Kollege" meinte ich keinesfalls einen Mitarbeiter, sondern eher einen Bekannten. Das Wort Kollege ist in meiner Region auch dahingehend gebräuchlich. Dieser benannte ist Mitarbeiter (er bezeichnet sich selber schändlich als "Journalist") bei einem Schundblatt welches auch vor unaussprechlichen Themen nicht zurückweicht.
Bitte helfen sie mir, weiter auf dem rechten Wege zu bleiben.

In Hoffnung,
Erik

[Sören Korschio]

Trennen Sie notfalls die Leitung, giessen Sie wenn nicht anders möglich Wasser auf den Rechner.

Werter Herr Juckreiz!

Bitte vergessen Sie nicht, dass WEIHWASSER auf den (vom Satan infizierten) Heimrechner gegossen werden muss - einfaches Wasser wird bei einem hartnäckigen Dämon nicht ausreichen.

Ihr,
Sören Korschio

[Muecken]

Auch ich kann ihrem Text keine Sünden entnehmen. Des Weiteren finde auch ich ihre Rettungsversuche äußerst löblich!
Allerdings kommt bei solch einem schweren Fall jede Hilfe zu spät...

Betend,
Michael Bremer

[Opa Rauschebart]

Sehr geehrte Herren!

Ob meiner nachgewiesenen Redlichkeit bitte ich, Herrn Erik Sechsundsechzig offiziell von einer Schuld freizusprechen! Aufgrund der Offensichtlichkeit seines löblichen Verhaltens, gehe ich davon aus, daß auf eine Anklage verzichtet wird!

Herrn Erik das Köpflein tätschelnd

Opa Rauschebart

[Martin Berger]

Werte Herren!

Ich schließe mich der Bitte des werten Herrn Opa Rauschebart an. Würde man Herrn Erik verurteilen, könnte man sich auch gleich, Pontius Pilatus nachmachend, eine Schüssel mit Wasser bringen lassen, um die Hände in Unschuld zu waschen und um hernach einen Unschuldigen zu verurteilen.

Die Selbstanzeige des Unbescholtenen, der eher Opfer statt Täter ist, zeugt von einer redlichen Grundeinstellung.

Um Freispruch bittend,
Martin Berger

[Sören Korschio]

Werte Herrschaften!

Stattgegeben. Der Anzeige wird keine Anklage folgen, Herr erik66, führen Sie fürderhin bitte ein reuiges, demütiges Leben - wie sich das für einen lebensfrohen Christenmenschen eben gehört!

Jauchzend,
Ihr Sören Korschio